Die Studie basiert auf einer Online-Befragung aus Juni 2025, an der 63 saarländische Unternehmen teilnahmen. Diese repräsentieren etwa 15 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Land und erwirtschaften im Schnitt zehn Prozent ihrer Umsätze auf dem US-Markt, so dass erste belastbare Trends sichtbar werden. Die zugrundeliegenden Berechnungen wurden auf einem Basis-Szenario mit einem allgemeinen Zollsatz von 10 Prozent, einem Zollsatz von 25 Prozent auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile sowie 50 Prozent und Stahl und Aluminium erstellt – also vor der gestrigen Einigung, die einen allgemeinen Zollsatz von 15 Prozent auf zahlreiche Güter und Fahrzeuge sowie 50 Prozent auf Stahl und Aluminium vorsieht. Das bedeutet: Die tatsächlichen Risiken für Beschäftigung und Wachstum im Saarland könnten noch höher ausfallen.
Bereits bei diesem Basis-Szenario zeigte sich, dass ein direkter Beschäftigungsverlust von etwa 2.200 Arbeitsplätzen bis Ende 2026 zu erwarten ist. Inklusive indirekter Effekte durch Lieferketten- und Nachfrageeinbrüche können bis Ende 2027 bis zu 16.000 Arbeitsplätze gefährdet sein. Mit dem gestern vereinbarten Zollsatz von 15 Prozent steigt das mittelfristige Risiko auf rund 17.000 Arbeitsplätze.
Knapp sieben von zehn Unternehmen im Saarland berichten bereits von negativen Auswirkungen durch die US-Zölle, knapp ein Drittel stuft diese Belastung als deutlich bis sehr stark ein. Besonders betroffen ist das verarbeitende Gewerbe, allen voran die Automobilwirtschaft, Stahlindustrie und der Maschinenbau.
Viele Unternehmen haben bereits auf steigende Kosten mit Preisanpassungen reagiert, doch nur wenige verfügen bislang über konkrete Maßnahmen zur Diversifikation ihrer Absatzmärkte oder zum Ausbau des Zoll- und Trade-Compliance-Managements.
Dr. Frank Thomé, Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland: „Die Einigung im Zollstreit mag vorerst eine weitere Eskalation verhindern, doch der Zollsatz von 15 Prozent ist ein schwerer Schlag für den Industriestandort Saarland. Unsere exportorientierte Wirtschaft steht damit vor einer ernsthaften Belastungsprobe. Die Zölle treffen unsere Kernbranchen – Automobilwirtschaft, Stahlindustrie und Maschinenbau – nicht nur direkt, sondern vor allem durch fatale indirekte Effekte wie teurere Vorleistungen und gestörte Lieferketten. Diese Entwicklung gefährdet tausende Arbeitsplätze und damit die wirtschaftliche Stabilität des Saarlands. Dies muss ein Weckruf für die Politik in Berlin sein, mit einer marktwirtschaftlichen Reformagenda endlich wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen zu schaffen, um weiteren Schaden abzuwenden und Beschäftigung zu sichern. Zugleich muss die Politik in Brüssel stärkere Anstrengungen unternehmen, um den europäischen Binnenmarkt endlich zu vollenden, mehr Freihandel zu wagen und mit Förderprogramme für Reshoring die negativen Zolleffekte abzufedern. Die IHK Saarland nimmt die aktuelle Situation zum Anlass, gemeinsam mit den AHKs ihr Informations- und Beratungsangebot zu neuen Absatz- und Beschaffungsmärkten weiter auszubauen – mit Fokus auf Regionen, die stark wachsen, von der Saarwirtschaft bislang aber noch wenig erschlossen wurden.“
Prof. Dr. Markus Thomas Münter, htw saar: „Die eigentliche Gefahr liegt weniger in den direkten Zöllen, als in den indirekten Effekten: steigende Kosten für Vorleistungen, wachsende Wettbewerbsintensität und Verwerfungen in den globalen Lieferketten. Unternehmen müssen diese Herausforderungen aktiv angehen, um internationale Wettbewerbsvorteile zu sichern.“
Christina Grimm, Projektmitarbeiterin und Studentin der htw saar: „Zölle bremsen Wachstum, Investitionen und Innovation. Ohne entschlossenes Gegensteuern droht dem Saarland nicht nur wirtschaftlicher Schaden, sondern auch der Verlust junger Talente.“
Die Studie macht klar: Die Wettbewerbsfähigkeit des Saarlands wird nicht nur durch direkte Zölle, sondern vor allem durch komplexe Lieferketteneffekte und steigende Kosten massiv belastet. Um dauerhafte Strukturbrüche zu vermeiden, müssen Unternehmen ihre Exportmärkte breiter aufstellen und Wertschöpfungsketten resilienter gestalten. Parallel sind Investitionen in moderne Zoll- und Compliance-Managementsysteme unverzichtbar, um für künftige Herausforderungen gewappnet zu sein.
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