Dass der Amateurfunk mehr ist, als ein aussterbendes Hobby, bewies gestern eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Hohenstaufen-Gymnasiums Kaiserslautern. Unterstützt durch die Amateurfunkgruppen der Hochschule und der Technischen Universität Kaiserslautern, gelang es ihnen im zweiten Anlauf, Kontakt zu Astronaut Alexander Gerst aufzunehmen, der zurzeit mit der ISS auf Weltraummission ist.

Für Funkamateure, die ihre Signale um die halbe Weltkugel senden, war es, rein technisch gesehen, keine allzu große Herausforderung, die Distanz von 440 km zu überbrücken, mit der die ISS derzeit um die Erde kreist. Sehr viel schwieriger sei es gewesen, den Kontakt in dem engen Zeitfenster herzustellen, das sich die Gruppe mit einer Schule aus Zwönitz teilte. Hierüber sind sich Daniel Mittendorf, Matthias Amberg und Lukas Reinhardt, Mitglieder der Amateurfunkgruppen an Hochschule und TU einig. Zehn Minuten hatten die beiden Gruppen insgesamt für die Kontaktaufnahme. Das war der Zeitrahmen, innerhalb dessen die ISS, die mit einer Geschwindigkeit von 27500km/h durch den Weltraum jagt, von Kaiserslautern aus gut für Funk erreichbar war. Erschwerend kam beim gestrigen Versuch hinzu, dass Alexander Gerst wegen Wartungsarbeiten auf ein Ersatzfunkgerät mit einer zehnmal schwächeren Leistung zurückgreifen musste. Dass es den Schülerinnen und Schülern dennoch gelang, unmittelbar mit dem deutschen Astronauten zu sprechen und zumindest einen Teil ihrer Fragen loszuwerden, war nicht nur für das Hohenstaufen-Gymnasium ein großer Erfolg, sondern auch für die unterstützenden Amateurfunkgruppen.

„Im Mittelpunkt standen natürlich die Schülerinnen und Schüler, die sehr viel selbst gemacht haben und sehr diszipliniert und organisiert bei der Sache waren“, lobt Daniel Mittendorf von den Funkamateuren der Hochschule, „aber auch für uns war die Zusammenarbeit in diesem Projekt eine schöne Abwechslung und ein tolles Erlebnis.“ Der Kontakt zur Physik und Technik AG von Lehrerin Daniela Schumann bestand über die Funkamateure der TU schon seit zwei Jahren, als man gemeinsam einen Stratosphärenballon startete. Als dann Matthias Amberg von den Funkamateuren der TU die Ausschreibung zur Kontaktaufnahme für Schulen mit der ISS gesehen hatte, gab er die Info gleich an die Gruppe weiter.

Für die Bewerbung war einiges an Vorarbeit zu leisten, denn die Schülerinnen und Schüler mussten nachhaltiges Interesse und Kompetenzen in den Bereichen Funken und Raumfahrt nachweisen. Als erstes stand ein Funklehrgang auf dem Plan, den die Funkamateure der Hochschule im Rahmen des Offenen Campus im April dieses Jahres mit der Physik-AG durchführten. Dann musste der Funkkontakt mit der ISS im Vorfeld simuliert und einiges an Technik vorbereitet werden. „Wir haben eine Antennenanlage auf dem Dach des Gymnasiums installiert“, erläutert Lukas Reinhardt, ebenfalls von den Funkamateuren der TU, „dafür mussten wir einige Dinge, wie Blitzschutz, mit der Stadtverwaltung klären.“ Auch musste die Funkanlage im Gymnasium aufgebaut werden.

Am Tag der Kontaktaufnahme zur ISS selbst, übernahm Matthias Amberg den technischen Support am Funkgerät. Daniel Mittendorf und Lukas Reinhardt steuerten die Antenne auf dem Dach, die der ISS kontinuierlich nachgeführt werden musste.

Dass letztlich alles gut geklappt hat und den Schülerinnen und Schülern ein tolles Erfolgserlebnis ermöglicht wurde, freut die drei Funkamateure, insbesondere, weil die jungen Leute sehr viel Spaß und Interesse am Amateurfunk zeigten.

Viele sähen im Zeitalter des Smartphones im Amateurfunk ein aussterbendes Hobby, dem nur noch ältere Herren nachgehen, wissen die drei. Aber Amateurfunk bedeute sehr viel mehr als kabellos über große Distanzen Kontakt aufzunehmen. Das, was eigentlich Spaß mache, sei die Technik und die Experimentierfreude, die Funkamateure mitbrächten. Wettersatelliten zu dekodieren, verloren gegangen und aufgegebene Stratosphärenballons zu orten oder legal Funkempfänger bauen zu dürfen, gehöre zu den Beschäftigungen, die Amateurfunkern Freude bereiten. Außerdem hätten Funkamateure eine „tolle Community“: Man sei überall auf der Welt per Du und helfe einander aus. Von diesem Netzwerk profitiere man auch für die eigene berufliche Zukunft. So hat Daniel Mittendorf, der zurzeit seinen Master in der Elektrotechnik an der Hochschule Kaiserslautern macht, Thema und Betreuung seiner Bachelorarbeit über einen Kontakt aus dem Amateurfunk bekommen. Und auch Matthias Amberg und Lukas Reinhardt, die beide schon im Berufsleben stehen, wissen beide über hilfreiche Kontakte zu berichten. Dass der Amateurfunk auch heute noch Zukunft hat, steht für die drei jedenfalls fest und schließlich steht auch auf dem Lehrplan für Astronauten verpflichtend eine Funkausbildung.

Wer in Kaiserslautern eine solche Ausbildung machen möchte, hat im Oktober die Möglichkeit hierzu. Dann bietet die Amateurfunkgruppe der Hochschule rund um Stefan Groß und Daniel Mittendorf, die die Gruppe vor zwei Jahren gegründet haben, einen weiteren Lehrgang. Mehr Info auf der Homepage der Gruppe unter: https://dl0hsk.de/.   

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