Wie stark globale Machtstrukturen unseren Alltag und unser Zusammenleben beeinflussen, wird gerade in Krisensituationen noch deutlicher sichtbar. Welche Narrative bemühen wir, wenn wir über die Ungleichheit zwischen Norden und Süden sprechen? Muss die Restitution nachdrücklicher betrieben werden? Wie sehen die Visionen des Globalen Südens vom Internet der Zukunft aus? Diese und andere Fragen stellt das Goethe-Institut vom 4. bis 6. Juni auf dem digitalen Festival „Latitude“. Es bringt internationale Positionen aus Wissenschaft, Kultur und Politik mit künstlerischen Interventionen zusammen. Mit dabei sind etwa die Politologin Nanjira Sambuli, die Theoretikerin Denise Ferreira da Silva, die Performerin Trixie Munyama, der Historiker Ciraj Rassool und der Migrationsforscher Mark Terkessidis.

Das Festival gliedert sich in vier Themenkomplexe, die Kontinuitäten kolonialer Strukturen verhandeln: wirtschaftliche Ungleichheit, Rassismus, Identität und Erinnerung, Umgang mit Kulturgut sowie globale digitale Gleichheit. Neben Diskussionen, Chatdebatten und Interviews werden Filme, Performances und Konzerte live gestreamt oder als Video gezeigt. Die künstlerischen Arbeiten reflektieren verschiedene Aspekte kolonialer Vergangenheit und bis heute fortwirkende soziale, politische und ökonomische Unterschiede.

Die Politikanalystin und -beraterin Nanjira Sambuli wird über Chancen digitaler Innovationen aus afrikanischer Perspektive sprechen, die Theoretikerin Denise Ferreira da Silva über Rassismus im Denken der westlichen Moderne. Die Juristin Leora Bilsky fragt nach dem Potential der Restitution von Kulturgut für „Transitional Justice“. Die Performerinnen Laís Machado und Trixie Munyama tragen eigens für die Veranstaltung entwickelte digitale Arbeiten bei, die sich auf unterschiedliche Weise mit Ritualen beschäftigen. Die Choreografin Joana Tischkau lädt mit dem Workout „Colonastics“ dazu ein, Körper, Geist und Seele zu dekolonialisieren und die Food Bloggerin Ozoz Sokoh geht den (post-)kolonialen Verflechtungen von Speisen nach. Eröffnet wird die Veranstaltung durch eine Videobotschaft der Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik Michelle Müntefering.

Die Website www.goethe.de/latitude-festival wird während des Veranstaltungszeitraums dem Festival als Plattform dienen. Ein eigenes Radioprogramm wird in Zusammenarbeit mit dem RADIO NETZWERK BERLIN realisiert, das durchgängig während des Veranstaltungszeitraums sendet. In Kooperation mit dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V. wird ein Filmprogramm über die Plattform Arsenal 3 gezeigt.

Das Online-Magazin „Latitude“ (www.goethe.de/latitude) publiziert langfristig Debatten und Beiträge zum Thema Dekolonisierung und postkoloniale Machtverhältnisse von internationalen Expert*innen.

Ursprünglich war das „Latitude-Festival“ als interdisziplinäre Veranstaltung an verschiedenen Orten und mit Partnern in Berlin vorgesehen.

Um eine weite Strahlkraft zu erzielen, ist Deutschlandfunk Kultur Medienpartner und trägt mit zwei prominent platzierten Sendungen zum Festival bei: mit einer Call-in-Sendung zum Thema „Dekolonisiert euch!“ und einer Diskussion zu „Digitale Teilhabe“.

Das vollständige Festivalprogramm wird am 28. Mai 2020 veröffentlicht auf: www.goethe.de/latitude-festival

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