Voll des Lobes über die Fähigkeiten von Charlotte war Christian Schulz, Chef des Bildhauer- und Steinmetzbetriebs Schönfeld: „Charlotte hat richtig Talent. Bei einer Bewerbung würde ich mir überlegen, ob ich sie nehme.“ In der Werkstatt im Stuttgarter Osten konnte die Praktikantin zwei Tage lang in den Ausbildungsberuf zum Steinmetz und Steinbildhauer reinschnuppern. Mit einem Spezialwerkszeug durfte sie eine Schrift aus dem weichen Gestein herausarbeiten. „Das war zwar anstrengend, aber ich hatte eigentlich in fast allen Berufen immer das Gefühl, etwas fertig zu machen, was man gleich sieht und anfassen kann. Das ist das Schöne am Handwerk.“ Ihr Talent beweisen müssen alle Azubis, die bei Christian Schulz in eine Lehre starten wollen. „Während der Schnupperlehre kann ich erkennen, ob ein junger Mensch zu uns passt. Er weiß dann auch gleich, was in der Ausbildungszeit und später im Beruf auf ihn zukommt.“ So könne man Ausbildungsabbrüchen vorbeugen.
Auch beim Bauunternehmen Gottlob Stäbler in Weil der Stadt sind ein- bis vierwöchige Praktika vor der Ausbildung obligatorisch. Doch auch in nur zwei Tagen konnte Bauleiter Michael Schmunke den Rekordpraktikanten Marvin als Beton- und Stahlbetonbauer schon ordentlich in die Pflicht nehmen. „Marvin hat auf einer unserer Baustellen eine Raumdecke mit Bauschaum abgedichtet, heute war der große Betonkübel dran.“ Konzentriert führte der 19-jährige den am Kran hängenden Schütter über das Stahlkorsett eines zukünftigen Betonpfeilers. „Große Maschinen faszinieren mich. Radlader fahren, Baggern oder jetzt das Betonieren gehören zu meinen Highlights auf unserer Tour durch die Republik“, schwärmt der Abiturient. Die Verbindung aus Theorie und Praxis beeindruckt ihn am Handwerk. „Ich habe bei vielen Berufen unterschätzt, was für ein enormes Fachwissen benötigt wird.“ Auch deshalb bewarb sich Bauunternehmerin Ricarda Stäbler für den Roadtrip. „Die Azubi-Suche wird immer schwieriger. Ich finde die Aktion toll, um das Handwerk bei den Jugendlichen wieder stärker in den Vordergrund zu rücken.“
Der Hintergrund zur Tour
Für die Berufsorientierung absolvieren Schüler im Schnitt ein bis zwei Praktika. Der 20-jährigen Charlotte aus Flensburg und dem 19-jährigen Marvin aus Hamburg ist das zu wenig: Sie wagen den Rekord. 35 Berufe im Handwerk haben sie bereits ausprobiert. Weitere 9 folgen noch. Seit Anfang August sind sie als „Die Rekordpraktikanten“ quer durch Deutschland unterwegs und entdecken etwa alle drei Tage einen neuen Betrieb an einem neuen Ort. Für das 36. und 37. Praktikum auf ihrer 5.800 Kilometer langen Tour waren die „Rekordpraktikanten“ im Bezirk der Stuttgarter Handwerkskammer unterwegs.
Damit auch andere Jugendliche von ihren Erfahrungen profitieren, geben die beiden auf ihrem Facebook- und Instagram-Kanal täglich authentische Einblicke in die Welt des Handwerks, etwa beim Dachdecker, Bootsbauer, Seiler, Maler oder Zahntechniker. „Weil wir wissen, dass Praktika der erste Schritt in die berufliche Zukunft sind, kommt uns diese Aktion aus der Imagekampagne des Handwerks sehr gelegen“, sagt Lisa Schulz, Berufsorientierungsberaterin bei der Handwerkskammer Region Stuttgart. Die Aktion der Rekordpraktikanten solle Jugendliche motivieren, die Berufswelt selbst zu entdecken und die Chancen einer Ausbildung im Handwerk zu erkennen.
Infos zur Aktion und der Route: www.handwerk.de/rekordpraktikanten; facebook.com/dierekordpraktikanten; instagram.com/dierekordpraktikanten. Auf dem YouTube-Kanal des Handwerks werden regelmäßig Best-of-Videos der Praktika veröffentlicht.
Weitere Infos zur Berufswahl im Handwerk: www.azubiTV.de
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